Eine neue Erfahrung wartete am vergangenen Wochenende auf mich. Beim Megamarsch München galt es, 100 Kilometer von der bayrischen Landeshauptstadt ins Olympiastadion Garmisch-Partenkirchen zu wandern.
Der Megamarsch
Die Aufgabe klingt simpel, laufe 100 Kilometer in 24 Stunden. Dabei ist mit laufen eher wandern gemeint. Die Veranstaltung richtet sich nicht an erfahrene Ultraläufer, sondern eher an „Jedermann“, also an alle, die ihre physischen und mentalen Grenzen kennenlernen und testen wollen. Inzwischen gibt es über 20 Veranstaltungen in Deutschland, Österreich, Schweiz und auf Mallorca. Dabei hat sich auch vermehrt die Distanz von 50 Kilometern in 12 Stunden etabliert.
Warum???
Mein Mitstreiter Markus war nach der letzten Austragung der Veranstaltung vor gut einem Jahr der Ansicht, dass 100 Kilometer wandern nicht so schlimm sein kann. Nachdem sein Schwager das Ziel bereits dreimal erreichte, wollte er sich selbst daran versuchen. Da ich mich bei solch spannenden Projekten nicht zweimal bitten lasse, meldete ich uns direkt nach Öffnung des Anmeldeportals an.
Am 17. Mai 2025 war es dann so weit, wir reisten am Morgen mit dem Auto aus Bayreuth an, da die Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leider suboptimal ist. Es gibt keine offiziellen Parkplätze für die Teilnehmer und so war es gut, dass uns Markus Frau nur rauswerfen musste und nach kurzer Verabschiedung weiter Richtung Garmisch fuhr.
Für uns begann das Abenteuer hier, zuerst ging es zum Check-In, um das Startbändchen zu empfangen, dann noch den Wanderpass und den Startaufkleber abholen und schon war alles erledigt. Wir trafen uns hier noch mit Markus Schwager Thorsten und seiner Wanderfreundin Fredi. Die beiden waren in einem Startblock hinter uns, doch wir verabredeten, uns auf der Strecke zu treffen.
Los geht’s
Um das Feld zu entzerren, schickte der Veranstalter die Teilnehmer in „kleinen“ Gruppen auf die Strecke. Nachdem wir die erste Startgruppe gebucht hatten, durften wir uns auch gleich kurz nach 12 Uhr auf den Weg machen.
Der Weg führte nach Süden entlang der Isar wo wir in Icking nach knapp 25 Kilometern den ersten Verpflegungspunkt (VP) erreichten. Die Laune war gut, die Zeit verging zügig und wir hatten den Rest unseres Teams unterwegs auch schon getroffen.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, führte der Weg weiter in Richtung Starnberger See. Auf diesem Abschnitt gab es den ersten Dämpfer in der Laune, den ein kurzer, kräftiger Regenschauer zog über uns hinweg. Die Regenkleidung hielt, die Laune sank jedoch… Nach gut 36 Kilometern erreichten wir das Ufer des Starnberger Sees, an dem wir unserer Wanderung im Sonnenuntergang Richtung Süden fortsetzten. Frustrierend war, dass entgegen der tatsächlich gelaufenen Strecke hier erst der offizielle Hinweis auf Kilometer 30 erfolgte. Das gab zu denken und senkte die Moral weiter.
Wir ließen uns jedoch nicht entmutigen und erreichten nach gut neun Stunden und 42 Kilometern den zweiten VP. Es war bereits dunkel, das Feld hatte sich noch nicht wirklich entzerrt und so war es hier wahnsinnig überlaufen und unübersichtlich. Nach kurzer Stärkung ging es auch schon weiter. Leider meinte es der Wettergott nicht gut mit uns und so liefen wir die nächsten zwei Stunden durch strömenden Regen.
Nach gut 50 Kilometern verließen wir den See in Seeshaupt und setzten die Route in den Süden fort. Leider folgten hier ein paar Kilometer auf einer ungesicherten Landstraße. Kein besonders attraktiver Abschnitt in der nassen, kalten, dunklen Nacht und auch nicht jeder Autofahrer zeigte Verständnis für die Veranstaltung…
Mein mentales Tief erlebte ich dann zwischen Kilometer 55 und 66, die Lust schwand, die Strecke war unattraktiv und ich war müde. Umso erfreuter war ich, als wir dann den dritten VP (66km) erreichten. Hier konnten wir uns in einem Feuerwehrhaus aufhalten und aufwärmen. Markus Füße waren an diesem Punkt schon äußerst mitgenommen und er nahm sich die Zeit, alles neu zu tapen. Der Aufenthalt fiel entsprechend etwas länger aus und kurz nach drei Uhr setzten wir unseren Weg fort. Der Regen hatte aufgehört und das Wissen um den bald einsetzenden Sonnenaufgang führte bei mir zu einem Aufschwung und ich freute mich auf den letzten Abschnitt. Gegen fünf setzte die Dämmerung ein und wir erlebten tatsächlich einen Sonnenaufgang. Im Blick waren von nun an die Alpen und in weiter Ferne ließ sich das Ziel erahnen.
Ab Murnau hatten wir die Zugspitze schon im Blick und die letzten 25 Kilometer führten uns entlang der Loisach, zunächst an der Hauptstraße, später aber auf idyllischen Rad- und Wanderwegen.
Unsere Gruppe war hier auch wieder zerfallen, Thorsten musste leider am VP3 aufgeben und Fredi wollte die letzten Kilometer allein in ihrem eigenen Tempo gehen. Entsprechend waren Markus und ich zu zweit unterwegs. Nach 85 Kilometern war die Luft bei ihm raus. Der Zustand seiner Füße verschlechterte sich mit jedem Schritt und so wurden die letzten Kilometer eine harte mentale Prüfung für ihn. Auch die landschaftlich schönen Kilometer zum Ortseingang Garmisch, die nochmal ein paar Anstiege parat hielten, machten das Ganze nicht leichter. Ich tat mein Bestes, ihm gut zuzureden und zu motivieren und auch seine Frau kam für die letzten drei Kilometer zur Unterstützung hinzu.
Und dann war es doch endlich geschafft, nach ziemlich genau 24 Stunden liefen wir ins Olympiastadion Garmisch ein und durchquerten den Zielbogen.
Post Hike
Hier erhielten wir von freundlichen Helfern eine Urkunde und Medaille, anschließend gab es eine leichte Zielversorgung. Auch unsere ursprünglichen Mitstreiter empfingen uns im Ziel.
Lang hielten wir uns dann nicht mehr auf, denn es stand ja noch die lange Heimreise an.
Fazit
Ich fand die Herausforderung sehr spannend und die Strecke klang auch sehr interessant. Die letzten 20 Kilometer waren sicher die sehenswertesten und waren großartig zu Laufen. Neben unattraktiven Passagen, insbesondere nachts und Abschnitte auf der Landstraße, die sogar super gefährlich sind, trüben das Gesamtbild.
Auch die Orga lässt zu wünschen übrig. Keine Parkmöglichkeiten am Start, mäßige Erreichbarkeit mit den ÖPNV, überfüllte VPs, sehr schlechte Markierung der Strecke und natürlich die falschen Kilometerschilder (die waren je fünf Kilometer zu spät, das frustriert ungemein) sind nur einige Kritikpunkte. Auch hätte ich erwartet, dass sich das Feld früher auseinanderzieht. Bis zum VP3 waren die Wanderer dicht aneinandergedrängt.
Würde ich es wieder tun? Vermutlich ja, aber ich würde mir auch wünschen, dass der Veranstalter an den Kritikpunkten arbeitet.