Dem kalten Wetter in der Heimat für ein Laufwochenende in der portugiesischen Hauptstadt entfliehen klang nach einem guten Plan. Die Realität sah leider anders aus…
Auf nach Lissabon
Nach einer kurzen Nacht (ich kam erst gegen Mitternacht von meiner Tokyo Reise zu Hause an) ging es mit der Bahn zum Flughafen Zürich und von dort schließlich in gut drei Stunden in den vermeintlich warmen Süden. Leider blieb zumindest der letzte Gedanke Illusion, denn entgegen des ungewohnt warmen und frühlingshaften Wetters zu Hause war für Lissabon ein Wochenende voller Regen, Sturm und frischen Temperaturen angekündigt.
Erster Stopp: Expo
Vom Flughafen nahm ich direkt die Metro zur Expo des Meia Maratona de Lisboa. Hier war die Startnummer schnell empfangen und es blieb noch etwas Zeit für einen kurzen Rundgang. Lobenswert zu erwähnen ist hier Delta Kaffee, von denen die Besucher am Eingang mit einem Espresso begrüßt wurden. Das sollten zum Standard auf den Expos werden…
Ansonsten blieben nennenswerte Highlights aus und so ging es zeitnah zurück zur Metro, die mich in die Innenstadt und damit zu meiner Unterkunft brachte.
Mit dem ÖPNV (Metro) gelangt man übrigens schnell und günstig vom Flughafen in die Stadt. Das findet man in wenigen Großstädten in dieser Form.
Raceday
Der Sonntag begann sehr früh, denn den Startort erreichte man grundsätzlich nur mit dem Fertagus Zug. Mit diesem ging es über die Brücke des 25. April nach Almeda. Mein Zug sollte 7:13 abfahren. Sowohl die Metro als auch der Zug sind am Wettkampftag für die Teilnehmer gratis gewesen.
Beim verlassen der Unterkunft traf mich das Wetter zum ersten mal an diesem Tag, ein heftiger Platzregen setzte ein und ich war komplett durch… Der zweite heftige Schauer ließ nach dem verlassen des Bahnhofs Pragal nicht lang auf sich warten. Immerhin konnte ich mich (zusammen mit vielen anderen) in eine Bushaltestelle retten. Nachdem das schlimmste vorübergezogen war, ging es weiter zum Startbereich.
Nach einem Sicherheitscheck konnten sich die Läufer in einem abgesperrtem Bereich im Bereich der Mautstation auf der Brücke aufhalten. Sehr unglücklich war, dass der Zugang zu den eigentlichen Startboxen bis 25 Minuten vor Start geschlossen war. So sammelten sich alle Teilnehmer in dem Bereich vor dem Zugang. Als der Zugang eröffnet wurde herrschte ein riesen Chaos auf den Weg zu den Startboxen, da sich knapp 18.000 Läufer richtig einsortieren mussten.
Meine Box erreichte ich dann trotzdem ohne Zwischenfälle und erwartete den Startschuss.
Los geht’s
Dieser fiel 9:30 relativ unspektakulär und das Feld setzte sich in Bewegung. Nach wenigen Metern stockte es zum ersten Mal, das Fahrzeug des Race Directors stand mitten auf der Brücke und bewegte sich nicht. Sehr peinlich. Nachdem das Hindernis umlaufen war, ging es dann endlich richtig los.
Für die Läufer stand theoretisch die gesamte Brückenbreite (sechs Fahrspuren) zur Verfügung. Leider waren die jeweils inneren Spuren mit einem Metallgitter bedeckt, welches durch den Regen so rutschig war, dass man praktisch nicht wirklich darauf laufen konnte. So wurde es dann enger als erwartet und das Feld entzerrte sich erst nach ca. drei Kilometern soweit, dass es sich angenehm laufen ließ.
Auf den ersten sieben Kilometern ging es tendenziell leicht bergab, was für mich zu einem relativ flotten Start führte. Bei Kilometer sieben erreichten wir die Ave. Brasilia, die uns zunächst zwei Kilometer nach Osten führte, bevor uns ein Wendepunkt auf gut acht Kilometer gen Westen und damit in den Gegenwind schickte. Hier war dann auch meine anfängliche Pace nicht mehr haltbar und ich nahm etwas Tempo raus.
Der nächste Wendepunkt kam nach gut 17 Kilometern, ab dem es erneut Richtung Osten ging. Mental hilfreich war, dass nun für den Rest des Rennens Rückenwind herrschte, was die letzten vier Kilometer wieder etwas angenehmer gestaltete.
Nach 1:21:29 erreichte ich das Ziel vor dem Mosteiro dos Jerónimos.
Post Race
Nach überqueren der Ziellinie wurden wir mit Nachdruck aus dem Bereich gebeten. Es folgte der Empfang der Medaille und eine Getränkestation. Mehr Verpflegung wurde leider nicht angeboten (oder ich habe es übersehen). Vor dem Verlassen des Zielkanals dann immerhin noch ein Highlight von Ola (Langnese), den Teilnehmern wurde ein Nogger spendiert.
Für mich ging es anschließend auf direktem Weg zur Bahn, um zur Unterkunft zu gelangen, da es kalt wurde. Leider konnte ich keinen Kleiderbeutel abgeben, um mich im Ziel umzuziehen und trocken zu legen. Dieses Privileg hätte man im Vorfeld buchen müssen, was mir (und offensichtlich vielen anderen Teilnehmern) nicht bewusst war…
Fazit
Ich bleibe dabei, dass der Gedanke eines Halbmarathon Anfang März in einer grundsätzlich warmen Gegend eine gute Idee war. Die Wetterumstände in diesem Jahr muss man einfach so akzeptieren.
Die Veranstaltung selbst bietet Höhen und Tiefen. Sicher ist es ein Highlight, auf der Brücke des 25. April zu starten und in die Stadt hineinzulaufen. Die Strecke ist insgesamt flach und sehr gut laufbar. Absolut unverständlich ist das Prozedere vor dem Start, das zu einem riesen Chaos und Unmut führte. Ebenso kritisch anzumerken ist der Punkt mit den Kleiderbeuteln. Es ist verständlich, dass der Veranstalter den Transport organisieren muss, doch dann muss die Anmeldepflicht deutlich kommuniziert werden.
Mehr zu Lissabon
Lissabon ist auch abseits des Halbmarathons eine sehenswerte Stadt, die jederzeit einen Besuch wert ist.
Die Stadtteile Alfama und Belém laden zu spannenden Spaziergängen ein. Tolle Cafés und Restaurants von hervorragender Qualität finden sich unter anderem in Bairro Alto und Chiado.
Darüber hinaus gibt es einige tolle Aussichtspunkte (Miradouros) und die alten Straßenbahnen in der Stadt zu sehen.
Ein Besuch der Jesus Statue in Almada mit Blick auf die Brücke des 25. April sollten ebenfalls nicht fehlen.
