Nach gut zwei Monaten Wettkampfpause und über einem halben Jahr ohne Marathon konnte ich am 03.03.2019 endlich wieder über die 42,2km an den Start gehen, beim Tokyo Marathon im fernen Japan.
Auf geht’s, endlich Urlaub 🙂
Am 22.02.2019 ging es endlich los. Vor mir lag ein 12h Flug von München nach Tokio. Begleitet wurde ich auf der zehntägigen Reise von meiner Freundin als Support. Leider mussten wir den Reisezeitraum so legen, dass zunächst der Sightseeing Teil anstand, bevor am letzten Urlaubstag der Marathon folgte. Ein paar Impressionen und Infos zu unseren Aktivitäten als Touristen folgen am Ende des Artikels.
Vor dem Lauf – Expo
Der Tokyo Marathon genießt einen hervorragenden Ruf, allerdings gilt es als schwierig, einen Startplatz zu erhalten. Ein Großteil der 38.000 Startplätze wird über ein Losverfahren vergeben, wovon wiederum der Großteil für Japanische Teilnehmer vorgesehen ist.
Weitere Möglichkeiten, einen der begehrten Startplätze zu erhalten sind schnelle nachweisbare Zeiten in anderen Läufen (Männer in der offenen Klasse unter 2:45h), Charity Organisationen und Reiseveranstalter. Ich hatte das Glück, mich mit einer Zeit aus dem Vorjahr direkt zu qualifizieren und konnte das Losverfahren so umgehen.
Die Messe fand vom Donnerstag bis zum Samstag statt, das bot genügend Spielraum, die Unterlagen abzuholen. Bevor man die Startnummer erhält, wird man mit einem Armband versehen, auf dem digital ein Foto vom Teilnehmer hinterlegt wird. So wird sichergestellt, dass auch tatsächlich der gemeldete Läufer im Startbereich erscheint.
Insgesamt verlief die Ausgabe super zügig und geordnet ab und war ohne große Wartezeit erledigt.
Die Messe fand im freien statt, es gab lediglich große Zelte für den Veranstalter und die Hauptsponsoren, alle anderen Aussteller waren mit kleinen Pavillons im freien vertreten. Das ist zwar eine gute Idee, allerdings regnete es bei unserem Besuch und dadurch ging die Wirkung des ganzen verloren.
Leider war die gesamte Messe auch eher enttäuschend. Insbesondere die Auswahl der Aussteller war für meinen Geschmack zu werbelastig. Neben Asics als Hauptsponsor waren kaum bekannte Sportartikelhersteller anwesend. Da hätte ich bei einem Event dieser Größe mehr erwartet.
Raceday
Traurigerweise hat der Wetterbericht Recht behalten und am Lauftag hatte es etwa 7°C und es herrschte Dauerregen 🙁 Aber nach der Boston Erfahrung aus dem Vorjahr bin ich da ja abgehärtet…
Der Startbereich für die Läufer öffnete um 07:00 Uhr. Die Anreise ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos möglich, liegt dieser doch unmittelbar der Shinjuku Station, einem der größten Bahnhöfe in Tokio.
Der Zugang zum Startbereich hängt vom Startblock ab, jeder hat seinen eigenen Eingang. Nach Kontrolle der Armbänder und Kleiderbeutel (es sind keine eigenen Flaschen, Dosen u.ä. erlaubt) kommt man im Aufenthaltsbereich an, in dem man Ver- und Entsorgen kann. Leider waren für die vielen Läufer zu wenige mobile Toiletten vorhanden.
Anschließend geht es weiter zur Gepäckabgabe, bereits auf der Startnummer ist der richtige Abgabeplatz vermerkt, sodass alles geordnet abläuft. Die Organisation in diesem Bereich verdient großes Lob.
Bis 08:45 Uhr musste man sich in seinem Startblock einfinden, wer später dran war, musste sich hinten anstellen.
Pünktlich 09:10 Uhr gab es das Startsignal und dabei wurde ich etwas überrascht davon, wie ruppig es doch hier zuging. Das hat mich bei all der japanischen Ordnung und Höflichkeit, die sonst an den Tag gelegt wird, etwas erstaunt.
Die Strecke war flach und der Verlauf kam mir sehr entgegen, es gab viele Out- and Back Abschnitte, sodass immer Läufer zu sehen war, was die Stimmung hoch hielt. Trotz des schlechten Wetters waren erstaunlich viele Zuschauer an der Strecke und sorgten für Stimmung. Das zeigt, wie hoch der Stellenwertdes Laufes in der Stadt ist.
Obwohl ich mit relativ wenigen Trainingskilometern ins Rennen ging, lief es für mich sehr gut. Nach ca. 1:26:30 auf der ersten Hälfte konnte ich im zweiten Abschnitt das Tempo noch etwas steigern und nach 2:50:56 das Ziel erreichen.
Post-Race
Nach Überqueren der Ziellinie wurden die Läufer wieder in verschiedene Bereiche geleitet, Abhängig von der Farbe der Startnummer. In den jeweiligen Bereichen gab es Wasser, anschließend die Medaille und einen kleinen Beutel mit Zielverpflegung. Diese war allerdings sehr dürftig (Erdnussbuttertoast, Wasser, Banane und ein Recovery-Brei). Cool fand ich das Finisher Handtuch, das ist mal was anderes als die Standard Shirts, die sonst verbreitet sind.
Negativ anzumerken ist leider, dass es durch die Aufteilung der Läufer nach dem Ziel viele Ausgänge gibt, die aus den abgesperrten Bereich führten. So war es nicht ganz leicht, sich nach dem Lauf zu finden. Außerdem sind viele Straßen abgesperrt, „Überqueren“ ist oft nur durch Subway Unterführungen möglich und da war die Orientierung schwierig. Gut, dass typisch japanisch, überall Volunteers standen, die man fragen konnte (auch wenn viele kein Englisch sprachen…)
Fazit
Der Tokyo Marathon genießt seinen guten Ruf zu Recht. Die Organisation insgesamt war gut, die vielen Helfer freundlich und hilfsbereit und die Stimmung hervorragend. Negativ bleibt der Zielbereich festzuhalten, hier wäre eine ausgewiesene Zone als Treffpunkt hilfreich. Und bei schlechten Wetter ist die Outdoor Location der Messe nicht ideal geeignet. Auch an der Zielverpflegung sollte der Veranstalter arbeiten, diese war eher mangelhaft.
Reise
Neben dem Marathon blieb in den 10 Tagen natürlich auch jede Menge Zeit, die Stadt zu erkunden. Wir waren gleich nach Ankunft sehr positiv überrascht, wie sauber es doch überall war. Das ist man von Großstädten hierzulande nicht gewohnt.
Die Menschen, denen wir begegneten waren sehr freundlich und hilfsbereit. Auch wenn viele kein oder nur bedingt Englisch sprachen, waren sie stets bemüht zu Helfen.
Tokio ist eine laute, bunte Stadt, überall gibt es etwas zu sehen und zu entdecken und es machte viel Spaß, einfach nur durch die Straßen zu laufen.
Einige Highlights waren die Shibuya Crossing Intersection, Shinjuku Station, Tokyo Station, Tokyo Skytree, Tokyo Tower, die vielen Parks mit ihren Schreinen und herrlichen Gebäuden und natürlich auch der städtische Strand. Zum Baden war es zu kalt, wäre aber auch im Sommer verboten…
Oft verbindet man mit Japan verrückt gekleidete Menschen, die in Manga Outfits rumlaufen und die Tage in Spielhöllen verbringen. Auch das war in Tokio zu beobachten und wir ließen uns nicht nehmen, die Automaten in den Hallen zu testen.
Auch der Besuch auf einem Food Market, in Shopping Centern, Einkaufsstraßen und Märkten war Teil unseres Programms. Ebenso erwähnenswert ist das Nachtleben. Hier ist einfach immer was los, Karaoke, Live Band Bus, Bars und Clubs sowie Spielhallen…
Aufgrund der Nähe zu Tokio machten wir auch eine Tagestour zum Mt. Fuji, dem Wahrzeichen Japans. Leider ist der im Februar noch nicht besteigbar. Aus der nahe gelegen Stadt Kawaguchiko hat man aber einen tollen Blick darauf. Wandern kann man hier auch sehr schön.
Leider muss man aber auch das Negative erwähnen. So ist Tokio eine Stadt, die unheimlich viel Müll produziert. Selbst ein einzelner Apfel ist schon in einer Plastiktüte verpackt und liegt so zum Verkauf aus. Weiterhin werden ständig Plastetüten verwendet, man erhält sie bei jedem Einkauf ungefragt dazu.
Für mich als Vegetarier war es zudem nicht ganz leicht, in Restaurants etwas zu Essen zu finden. Für viele traditionelle Gerichte ist Fleisch oder Fisch die Basis und etwas ganz ohne zu finden ist schon eine Herausforderung. Immerhin wurde eine andere Sucht von mir mehr als gestillt, es gab die wildesten Kreationen an süßen Gerichten und Nachspeisen, für die ich eine echte Schwäche hatte…
Reisefazit
Der Aufenthalt in Tokio war etwas ganz besonderes. Wir hatten eine tolle Zeit, haben eine interessante Stadt gesehen und vieles neues kennengelernt. Auch der Marathon lief besser als erwartet und es war trotz des Wetters eine tolle Veranstaltung.
Japan ist mit Sicherheit eine Reise Wert und wenn es die Urlaubspläne zulassen, steht es sicher irgendwann erneut auf unserer Reiseliste.
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