Marathon de La Rochelle
Traditionell am letzten Novemberwochenende findet der Marathon de La Rochelle statt. Der Lauf in der geschichtsträchtigen Stadt an der Atlantikküste zählt zu einem der größten Marathonveranstaltungen in Frankreich und feierte 2021 zudem sein 30. Jubiläum.
Neben den 42,2km für Einzelstarter bietet der Veranstalter das Event als „Duo“ (2er Staffel) und „Challenge Enterprise“ (4er Staffel) an. Zudem gibt es einen 10km Lauf.
Auf nach La Rochelle
Ursprünglich stand der Besuch von La Rochelle bereits im September im Rahmen einer Atlantikreise an. Da diese aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände leider nicht stattfinden konnte, freute ich mich umso mehr, dass ich nun doch noch die Gelegenheit fand, die Stadt zu sehen.
Am Samstagmorgen ging es also mit dem TGV von Paris aus los und in knapp drei Stunden war ich schon am Atlantik. Der erste Weg führte mich zur Expo, um meine Startunterlagen abzuholen.
Expo zum Marathon de La Rochelle
Die Expo fand im Espace Encan, einer großen Veranstaltungshalle in der Nähe des Hafens, statt. Fußläufig war dieser Ort vom Bahnhof in wenigen Minuten erreicht und da ich bereits gegen 11 Uhr da war, war der Andrang auch noch überschaubar.
Die Ausgabe der Startnummer erfolgte nach Überprüfung des obligatorischen Pass Sanitaire und der Identität relativ zügig. Mehr als die Startnummer erhielten die Teilnehmer allerdings nicht.
Im anschließenden Messebereich betrieb der große lokale Sportshop einen großen Stand. Weiterhin waren ein paar Laufveranstalter vertreten, die ihre Events promoteten.
Für mich war nichts Spannendes oder Neues dabei, daher verlies ich die Messe auch relativ zügig wieder und machte mich auf den Weg zum Hotel.
Sightseeing…
Glücklicherweise war es möglich, das Zimmer bereits gegen 13 Uhr zu beziehen. So hatte ich die Gelegenheit, mein Gepäck abzulegen und die Stadt noch etwas zu erkunden.
Sehr sehenswert ist dabei auf jeden Fall der alte Hafen mit seinen markanten Türmen, für die La Rochelle bekannt ist. Auch das Musée Maritime de La Rochelle soll einen Besuch wert sein, hat es aber zeitlich nicht in meinen Ablauf geschafft.
Äußerst Eindrucksvoll empfand ich auch den Abstecher zum Yachthafen, in dem unzählige Boote liegen und der den Eindruck vermittelt, dass jeder Einwohner hier auch ein Boot besitzt… Anschließend ging es weiter durch das Stadttor (Porte de la Grosse Horloge) in das Stadtzentrum. Auch das ist super hergerichtet, jedoch stark auf Tourismus ausgelegt (diesen Eindruck vermitteln zumindest die meisten der Läden hier). Beinahe unbegrenzt ist hier aber auch die Auswahl an lokalen oder internationalen Restaurants.
Weitere Highlights in der Stadt waren das Hotel de Ville (Rathaus, 2016 bei einem Feuer zerstört und erst vor kurzem wiedereröffnet), die Markthalle und verschiedene Kirchen.
Nachdem meine To-Do Liste abgearbeitet war und ich auch vom Restaurantangebot Gebrauch gemacht hatte, ging es zurück zum Hotel, um den Beinen noch etwas Ruhe zu gewähren.
Raceday
Der Klassiker am Wettkampftag, 6 Uhr aufstehen, kurzes Frühstück und dann geht es los. Wobei, diese Woche hatte ich ein Hotel nur 200m vom Start entfernt, also konnte ich mich nach dem Frühstück nochmal 1,5h hinlegen. 😉
Um 8:30 Uhr machte ich mich dann doch bereit, warm angezogen (Temperaturen von 2 Grad, Windböen bis 45 km/h waren gemeldet) verließ ich das Hotel und begab mich direkt in meinen Startblock. Es war tatsächlich bitter kalt beim Verlassen des Hauses und auch der Wind wehte merklich.
Gegen 8:45 Uhr hatte ich meinen Platz in der Startaufstellung eingenommen und wartete darauf, dass es endlich losging. Es war bereits relativ voll und es trafen immer noch Läufer ein. Ich hatte das Gefühl, dass der gesamte Startbereich für die Anzahl der Starter zu klein war. Das war etwas verwunderlich, denn der Veranstalter hat den Start bereits vor einigen Jahren in zwei Bereiche aufgeteilt. So gibt es zwei Startbereiche in unterschiedlichen Straßen und die Strecke führt erst nach ca. 600m zusammen. Nach meinem subjektiven Empfinden sollte das gesamte Konzept überdacht werden, denn nur wenige hundert Meter entfernt liegen Straßen, die groß und breit genug wären, um eine größere Anzahl an Läufern aufzunehmen.
Die Animation durch den Moderator der Veranstaltung war ganz nett und pünktlich um 9 Uhr ertönte der Startschuss begleitet von einem kleinen Feuerwerk.
Meine Eindrücke vom Marathon de La Rochelle
Mein Eindruck aus der Startaufstellung bestätigte sich schon vor dem überqueren der Startlinie. Denn schon hier staute es sich auf und die ersten Meter nach dem Start waren weiter geprägt von Stop and Go. Wirklich richtig laufen konnte man erst nach gut hundert Metern. Doch die Straße war auch hier noch viel zu eng. Es gab wildes hin und her einiger Läufer, manche stürmten im Sprint los, andere schienen noch im Schlafmodus zu sein. Insgesamt eine sehr chaotische Startphase. Das nächste Nadelöhr erreichten wir nach an dem Punkt, an dem beide Startgruppen aufeinandertrafen. Zwar war die Straße hier etwas breiter, aber es war immer noch zu eng für die Menge der Läufer. Dabei war ich schon im vorderen Feld unterwegs und mag gar nicht dran denken, wie es in dem Bereich aussah, in dem der Großteil der Teilnehmer unterwegs war.
Es dauerte gut 5km, bis das Feld soweit entzerrt war, dass ich meinen Rhythmus aufnehmen und endlich frei laufen konnte.
Der Marathon bestand aus zwei Runden, auf denen das Stadtzentrum von La Rochelle insgesamt viermal passiert wurde. In diesem Bereich herrschte bei jedem Durchlauf eine super Stimmung. Unzählige Menschen waren am Straßenrand unterwegs und feuerten die Läufer an. Nach Verlassen des Zentrums nahm die Stimmung aber leider auch ebenso schnell wieder ab und es gab ein paar Abschnitte auf dem Kurs, die ziemlich monoton waren. Die Vorfreude, bald wieder durch die Stimmungshochburg zu kommen half aber über diese Abschnitte hinweg. Insbesondere die letzten beiden Kilometer durch die Innenstadt, die Porte de la Grosse Horloge und dann zum Ziel im Hafen waren von der Stimmung absolut Klasse.
Ich hatte für diesen Lauf keine ambitionierten Zeitziele und hatte den Plan, mit einer Pace um die 4:30 Min/km durchzulaufen. Das gelang mir auch relativ gut und am Ende erreichte ich das Ziel nach 3:12:14h.
Post Race
Nach überqueren der Ziellinie gab es zunächst eine echt schöne Finisher Medaille. Anschließend ging es durch die Zielverpflegung mit Getränken und leichten Snacks. Dann wurden die Zielgeschenke verteilt, worüber mein Urteil allerdings eher negativ ausfällt. Zum einen gab es ein nettes Longsleeve. Leider wurde mir die falsche Größe gegeben (was ich erst zu spät bemerkte, ein Umtausch wurde mir verwehrt). Viel schlimmer fand ich aber das zweite Geschenk, eine Packung Austern für jeden Finisher. Für mich als Vegetarier ist so ein Preis ein absolutes No Go!!! Auch wenn der Lauf am Meer stattfindet, könnte man sich da ein etwas durchdachteres Geschenk einfallen lassen.
Weiter ging es zum Umkleidezelt, in dem auch die Kleiderbeutel vom Start gebracht wurden. Da ich heute nichts abgegeben hatte und es noch immer ziemlich kalt war, machte ich mich ohne großen Umweg auf den Weg zurück zum Hotel, dass auch vom Zielt nur wenige hundert Meter entfernt lag.
Fazit
Der Marathon de La Rochelle hat einen echt guten Ruf in Frankreich. Ich kann diese Begeisterung allerdings nur teilweise nachvollziehen. Die Stimmung war Klasse und auch die Stadt und einige Teile der Strecke sind durchaus sehenswert. Insbesondere die letzten beiden Kilometer und der Zieleinlauf waren toll. Auf der Gegenseite steht aber der viel zu enge Startbereich, der die ersten Kilometer zu einer echten Qual macht. Auch die Umsetzung der Zielpräsente war wenig gelungen, gleichwohl die Idee dahinter eine gute ist.
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