World wide running by Enrico

Mein erster Versuch über 100 Meilen – DNF mit kaputten Fuß :(

Niemand hat die Absicht 100 Meilen zu laufen…

So lautet das Motto der LG Mauerweg, Ausrichter des Mauerweglaufs in Berlin. Dabei handelt es sich um einen 100 Meilen Lauf, der dem Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze rund um Westberlin folgt.

Da ich eine neue Herausforderung und Abwechslung zum Marathonlauf suchte, wollte ich diese Veranstaltung am 11.08.2018 in Angriff nehmen. Doch leider kam das Ende für mich früher als es mir lieb war…

Die Veranstaltung

Der Mauerweglauf findet seit 2011 statt und setzt laut Veranstalter „Ein sportliches Zeichen der Erinnerung an die Teilung Berlins und ihre Opfer zwischen 1961 und 1989“. Jedes Jahr wird daher an eines der Opfer gedacht und zu dessen Erinnerung wird auch die Medaille gestaltet.

Die Strecke verläuft, wie oben bereits erwähnt, größtenteils entlang des Verlaufs der ehemaligen innerdeutschen Grenze rund um das frühere Westberlin. An einigen Stellen gibt es allerdings Anpassungen, um die Distanz von 100 Meilen einzuhalten. Der Großteil der Strecke ist asphaltiert, es gibt aber auch Abschnitte mit unbefestigten Untergrund. Start und Ziel ist der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Von hier aus geht es auf den Mauerweg. Dabei wechselt die Laufrichtung jährlich, in einem Jahr mit und im anderen gegen den Uhrzeigersinn.

Die Strecke verläuft dabei sowohl durch die Stadt, als auch durch Wald- und Wiesenlandschaften. Sie ist nicht abgesperrt und die Straßenverkehrsordnung ist einzuhalten. Dabei achtet der Veranstalter insbesondere auf Fußgängerampeln und Bahnübergänge. Verstöße führen hier zur Disqualifikation, zur Sicherheit der Teilnehmer.

Um das Event für eine breite Zielgruppe interessant zu machen, gibt es neben dem Einzelbewerb noch die Möglichkeiten, um als Staffel zu 2, 4 oder 10+ Teilnehmern zu laufen. Außerdem können sich die Läufer von einer angemeldeten Radbegleitung begleiten lassen.

Vor dem Lauf

Die Anmeldung zum Mauerweglauf ist über die offizielle Webseite möglich. Allerdings ist der Lauf inzwischen so beliebt, dass die Einzelstartplätze nach wenigen Stunden ausgebucht sind. Immerhin gibt es eine Warteliste, über die man als Nachrücker einen Startplatz erhalten kann, sofern ein anderer Teilnehmer absagt. In diesem Jahr gab es sogar die Möglichkeit, bei der Startunterlagenausgabe einen Platz per Nachmeldung zu erhalten.

Die Startunterlagen erhielt man im Wettkampfhotel in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz. In diesem fand auch die Pastaparty am Vorabend und die Siegerehrung nach dem Lauf statt. Außerdem organisierte der Veranstalter einen Shuttleservice zwischen diesem Hotel und dem Start-/Zielbereich.

Am Vortag des Laufes war es für alle Teilnehmer Pflicht, am Briefing teilzunehmen. Hier wurden in knapp einer Stunde alle wichtigen Infos zur Veranstaltung weitergegeben. Für mich sehr hilfreich und informativ, da ich bisher an keiner derartigen Veranstaltung teilgenommen habe.

Nach der Besprechung war es für mich auch Zeit, mich zu meiner Unterkunft zu begeben, um mich auf den Wettkampf vorzubereiten. Immerhin war Start bereits um 6 Uhr morgens.

Raceday

Ich übernachtete bei Freunden, lediglich 15 Gehminuten vom Start entfernt. So konnte ich sogar fast ausschlafen (ok, schlafen war nicht wirklich möglich, ich war doch etwas aufgeregt vor dem, was mich erwarten würde…).

Gegen 05:15 Uhr erreichte ich den Startbereich. Hier wurde ein leichtes Frühstück angeboten, wo ich natürlich insbesondere den Kaffee zu schätzen wusste.

Außerdem gab es hier die Möglichkeit, Wechselkleidung abzugeben. Zum einen natürlich für nach dem Lauf, aber auch für unterwegs. So hatte man die Möglichkeit, nicht benötigte Dinge (z.B. Nachtausrüstung) an einem Versorgungspunkt zu deponieren und musste diese Dinge nicht über die komplette Distanz mit sich herumtragen. Eine gute Lösung, die allerdings einiges an Vorplanung erfordert, um die richtigen Sachen an der richtigen Stelle zu bekommen.

Punkt 6 Uhr erfolgte der Start mit einer Runde über die Laufbahn im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, bevor es dann auf die Straßen (oder Gehwege) Berlins ging, immer entlang des ehemaligen Mauerverlaufs.

Ich startete von ganz hinten, da ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Zu Beginn hielt ich mich an zwei erfahrene Ultraläufer, die ich aus der Heimat kenne. Mit ihnen vergingen die ersten Kilometer wie im Fluge. Zwar wurde der Lauffluss immer wieder durch Ampeln unterbrochen, doch gab es gerade in der Stadt immer wieder was zu sehen und so lief es sich insgesamt ganz angenehm. Die Gespräche mit den Mitläufern trugen ebenso zum guten Gefühl bei.

Highlight auf dem ersten Abschnitt war sicher das passieren des Checkpoint Charlie, des Brandenburger Tors und der East Side Galerie. Nach etwa 18km erreichten wir die Gedenkstelle des Maueropfers, dem in diesem Jahr gedacht wurde. Da es sich noch um ein Kind handelte, wurden am Denkmal symbolisch Spielzeuge von den Teilnehmern niedergelegt. Eine tolle Geste, die den Charakter der Veranstaltung unterstreicht.

Hier waren wir dann auch raus aus dem Stadtzentrum und der Weg verlief mehr über Rad- und Wanderwege durch Wälder und Wiesen. Das machte das Laufen viel angenehmer und man konnte einen guten Rhythmus finden.

Nach ca. 25km fand ich dann einen Läufer, der ein ähnliches Tempo lief wie ich und wir liefen fortan zusammen. Durch die Unterhaltung merkte man die zurückgelegte Strecke kaum. Ebenso trugen die reichlich verteilten Verpflegungspunkte dazu bei, dass man immer gut versorgt war und nie an Essen oder Trinken denken musste.

Das vorzeitige Ende…

Etwa nach 30km bemerkte ich einen leichten Schmerz im rechten Fuß. Zunächst dachte ich mir nichts dabei und ignorierte ihn. Leider wurde der Schmerz aber mit der Zeit immer stärker und spätestens nachdem es über ein paar Kilometer über einen Waldweg ging, wusste ich, dass es etwas Ernsteres zu sein scheint.

Nach VP 7 wollte ich dem Fuß etwas Ruhe gönnen und beschloss, etwas zu gehen. Dabei hoffte ich, dass der Schmerz etwas nachlassen würde und sich der Fuß beruhigt. Leider war dies nur kurz der Fall, aber nach ca. 2km wurde der Schmerz immer stärker. Das führte soweit, dass ich am Ende kaum noch auftreten konnte und so humpelte ich die letzten Kilometer bis zum VP 8 (bei 52,7km, Osdorfer Straße).

Hier meldete ich mich bei der Leiterin der Station und teilte ihr mit, dass ich das Rennen leider aufgeben muss.

Die Betreuung hier war sehr gut. Nachdem ich mein Problem geschildert habe, wurde ich telefonisch mit dem Rennarzt in Verbindung gesetzt. Dieser empfahl, den Fuß in der Notaufnahme untersuchen zu lassen, da er eine Stressfraktur vermutet. Der Krankentransport wurde dann von der Leiterin der Station organisiert und ich wurde noch betreut, bis ich abgeholt wurde.

So endete mein erster Versuch 100 Meilen zu laufen bereits nach 52,7km in einem Krankenwagen auf dem Weg zur Notfallaufnahme 🙁

Diagnose

Nach Untersuchung in der Notaufnahme und MRT und CT an den folgenden Tagen stand fest, dass es sich noch nicht um eine komplette Stressfraktur handelte. Es war ein schweres Stressödem, welches die Schmerzen verursachte. Es dauerte eine gute Woche, bis ich wieder einigermaßen schmerzfrei auftreten konnte. Leider werde ich auf das Laufen noch weitere zwei bis drei Wochen verzichten müssen. So fallen für mich der Marathon in Guernsey sowie der BerlinMan leider aus. Ich hoffe, dass ich bis zum Berlin Marathon wieder soweit fit bin, dass ich ihn zumindest locker mitlaufen kann.

Fazit zum Mauerweglauf

Zurück zum eigentlichen Event. Der Mauerweglauf ist eine super Veranstaltung. Der Charakter als Gedenkveranstaltung hebt ihn aus der Masse ab. Die 100 Meilen sind sicher nicht für jeden interessant, doch es gibt ja auch die Möglichkeit der Staffelteilnahme. Die Organisation ist hervorragend, die vielen Versorgungspunkte motivieren ständig zum Weitermachen und die vielen freiwilligen Helfer waren immer gut drauf. Wenn man einen Abstecher in den Ultrabereich wagen will und sich 100 Meilen zutraut, ist dieses Event sicher zu empfehlen, da es durch die gute Versorgungslage und Infrastruktur auch für Einsteiger gut geeignet ist.

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3 Kommentare

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