Seit über 40 Jahren zieht die mittelfränkische Stadt Roth Triathleten von nah und fern an, um bei dem inzwischen größten Langdistanzrennen an den Start zu gehen. Im Jahr 2025 nahm ich mit Annett und Carsten zusammen als Staffel an diesem Rennen teil.
Road to Roth
Vor gut einem Jahr fragte mich Carsten, ob ich nicht Lust hätte, als Teil einer Staffel bei der Challenge Roth 2025 teilzunehmen. Da mir das Event aus bis dato vier Teilnahmen als Aktiver bekannt war, wusste ich in etwa, was mich erwarten würde. Trotz des unglücklichen Ausgangs der letzten Teilnahme 2019 ließ ich mich nicht lange bitten und sagte zu.
Neu war für mich in diesem Jahr die Rolle als Radfahrer, liegt doch mein Fokus eher auf dem Laufen. Doch eine neue Herausforderung und Erfahrung schadet nie, so freundete ich mich schnell mit diesem Gedanken an.
Die Wochen vor der Challenge waren geprägt von vielen tollen Laufveranstaltungen, was sich auch im Training widerspiegelte. Abgesehen vom täglichen Weg zur Arbeit blieb nicht viel Zeit für ausgedehnte Radeinheiten. Mit dem entsprechenden Gefühl der mangelnden Vorbereitung trat ich am Freitag, 4. Juli die Reise nach Roth, respektive den Campingplatz in Hilpoltstein, an.
Für Camper gab es in diesem Jahr eine Neuerung, denn es war im Vorfeld die Reservierung eines Stellplatzes erforderlich. Für 80 Euro durfte man von Donnerstag bis Montag bleiben und es gab sanitäre Anlagen sowie eine Wasserstelle für die Gäste.
Als ich am Freitagmittag eintraf, waren Annett und Carsten bereits vor Ort und hatten die Startunterlagen in Roth empfangen. Nach dem einrichten meines Platzes besuchte auch ich die Messe im ca. 10 Kilometer entfernten Roth. Als Verkehrsmittel empfiehlt sich dafür definitiv das Fahrrad, denn viele Straßen sind dem Verkehrsaufkommen nicht gewachsen oder gesperrt.
Die Messe selbst bot eine große Anzahl an Ausstellern, die Neuheiten und Trends präsentierten. Rabattaktionen oder Sonderangebote waren jedoch spärlich gesät. So probierte ich ein paar Dinge aus, verließ die Messe aber ohne neue Errungenschaften und kehrte zum Campingplatz zurück.
Das sommerliche Wetter am Samstag nutzte ich für einen kurzen Lauf am Morgen, bevor wir den Tag zur Regeneration am nahegelegenen Rothsee verbrachten. Regeneration gehört nun mal zum Wettkampf dazu… Ein Pflichttermin stand jedoch noch an, denn das Rad musste bereits am Samstag in die Wechselzone gebracht werden. Die Schlange war lang, doch letztendlich lief der Prozess zügig und problemlos ab.
Raceday
Die sanften Klänge der Musik vom Schwimmstart weckten mich am Sonntagmorgen. Nach ein paar Minuten begrüßte der Moderator die Teilnehmer und Zuschauer und ab diesem Zeitpunkt begann auch für unsere Staffel der Tag. Ein leichtes Frühstück am Camper bereitete eine gute Basis.
Um 6:30 Uhr erfolgte der Start der Profi Herren. Es folgten Startgruppen im fünf Minuten Takt. Wir machten uns gegen 8:30 auf den kurzen Fußweg zum Startgelände. Hier blieb noch Zeit, letzte Vorbereitungen am Rad zu treffen und die Ausrüstung zu prüfen.
Für Carsten begann das Rennen um 9:30 Uhr in der letzten Startgruppe des Tages. Endlich durfte er sich auf die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke im Kanal begeben. Für mich blieb noch etwas Zeit, die Beine auszuruhen und so erwartete ich ihn in der Wechselzone 1. Nach ca. 1:18h traf er ein und nach kurzem Abklatschen begann meine 180 Kilometer lange Radreise.
180 Kilometer Rad
Raus aus der Wechselzone raus ging es noch recht entspannt, doch als ich auf die Strecke einbog, stellte ich fest, dass diese super voll war. Ich reihte mich ein und versuchte mitzurollen. Nach wenigen Kilometern der erste Schreck, ich durchfuhr ein paar Bodenwellen und verlor einen Teil meiner Verpflegung. Das war ärgerlich, aber nun nicht zu ändern. Nach fünf Kilometern führte die Strecke vorbei an der Gabelung, an der sich die Strecke in die lange Runde und den Weg ins Ziel aufteilte. Leider bogen weniger Teilnehmer Richtung Ziel ab, als ich vermutete. Es blieb also voll auf der Strecke. Ich hatte noch frische Beine und konnte ein für mich angenehmes Tempo fahren. Das reichte an der Stelle aus, nach und nach an anderen Fahrern vorbeizufahren. Insbesondere an Steigungen kam ich gut vorbei. Wettkampfrichter achteten hier darauf, dass die Abstände entsprechend eingehalten wurden.
Die Kilometer flogen vorbei und ich nutzte die gut platzierten Verpflegungsstellen um mich abzukühlen und genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Darüber hinaus genoss die Stimmungsnester, die immer wieder für Motivation sorgten. Nach ca. 70 Kilometern durchfuhr ich das Highlight der Strecke, den Solarer Berg. Wer sich im Triathlon auskennt, weiß wovon ich schreibe und wer nicht, sollte sich unbedingt eines der vielen Videos von diesem Hotspot anschauen. Die Strecke führte dann wieder vorbei an Wechselzone 1 hin zur Gabelung, wo diesmal auch wirklich mehr Teilnehmer den Weg zum Ziel nahmen.
Die zweite Runde war daher glücklicherweise weniger überfüllt, was das Fahren etwas angenehmer machte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Profiathleten bereits auf der Laufstrecke und auch viele Amateure hatten die Radstrecke verlassen. Das machte sich natürlich auch an den Stimmungsnestern bemerkbar, die in meiner zweiten Runde wesentlich weniger gut besucht waren. Meiner Motivation tat das keinen Abbruch, ich fühlte mich noch immer gut und konnte mein Tempo halten. Diese Runde verlief insgesamt eher unspektakulär und nach 5:26:11 erreichte ich die Wechselzone 2 in Roth. Freundliche Helfer nahmen mir das Rad ab und ich machte mich nach Anlaufschwierigkeiten auf den Weg, Annett im Wechselbereich zu suchen. Sie war schnell gefunden und auch hier gab es ein kurzes Abklatschen, bevor sie schließlich auf die 42,2 Kilometer lange Laufstrecke startete.
Post Bike
In der Wechselzone versorgte ich mich zuerst am guten Buffet und nutzte die Duschen vor Ort. Dann galt es, die Zone zu verlassen und Carsten zu finden. Er war auffällig gekleidet und stach daher aus der Masse der Menschen hervor. Wir besuchten noch einmal die Messe, um uns mit Kaffee zu erfrischen und anschließend bewegten wir uns zur Laufstrecke, um Annett anzufeuern.
Dafür hatten wir uns Kilometer 30 rausgesucht, was für uns kurze Wege bedeutete. Vor und nach ihr waren weitere Bekannte und Lauffreunde unterwegs, denen wir ebenfalls Mut zusprachen.
Die nächsten 11,5 anspruchsvollen Kilometer war Annett auf sich allein gestellt. Das Live-Tracking verriet uns aber, dass sie das hervorragend meisterte. Wir nahmen sie 500 Meter vor dem Ziel wieder in Empfang, denn ab hier war es den Staffeln gestattet, gemeinsam ins Stadion einzulaufen. Der Zieleinlauf in Roth ist etwas sehr Besonderes und sorgt immer wieder für Gänsehaut. So auch in diesem Jahr, als „die glorreichen 3“ das Ziel nach 11:31:45 Gesamtzeit erreichten.
Post Race
Als erstes überreichten uns super motiviert Helfer die schönen Finisher Medaillen. Weiter ging es in den Verpflegungsbereich. Dort nahmen wir noch die Finisher Shirts in Empfang, bevor Annett zu den Duschen ging. Ich versorgte mich schonmal am herausragenden Buffett. Hier war von allem und für jeden etwas dabei. Ob süß oder herzhaft, gesund oder nährwerttechnische Katastrophe, es blieben kaum Wünsche offen.
Nachdem wir alle versogt waren verließen wir den Bereich. Wir beschlossen, nicht bis zum Ende der Veranstaltung zu bleiben und den Rückweg zum Campingplatz mit dem Rad zu bestreiten. Zunächst musste ich jedoch mein Rad aus der Wechselzone 2 abholen. Das war zum Glück schnell erledigt und so konnten wir uns bald auf den Weg machen. Kurz vor Mitternacht kamen wir nach einem langen Tag wieder dort an.
Fazit
Die DATEV Challenge Roth hat nicht umsonst den Ruf, eines der besten Triathlon Events der Welt zu sein. Die Veranstaltung ist rundum durchdacht organisiert und die vielen Helfer, die hinter dem Event stehen, sorgen für eine besondere Stimmung. Das Angebot mit dem Campingplatz ist eine großartige Lösung für Teilnehmer und Supporter.
Wenn man im Leben nur eine Langdistanz machen will, ist Roth definitiv der Ort dafür. Aber auch sportbegeisterte Zuschauer kommen hier voll auf ihre Kosten.
Es war uns eine Ehre, mit Dir zusammen das Home of Triathlon genossen zu haben. Wir sehen uns bald wieder, wo Du Deine Leidenschaft voll auskosten kannst