World wide running by Enrico

Alle guten Dinge sind drei – Tour de Tirol 2025

Zur 19. Auflage der Tour de Tirol rief der Veranstalter vom 3. – 5. Oktober 2025 auf. Dabei galt es, an drei Tagen drei Läufe zu absolvieren. Los ging es am Freitagabend mit dem Söller Zehner (10km, 300 Höhenmeter), am Samstag fand die Königsetappe, der Kaisermarathon (2.400 Höhenmeter), statt und am Sonntag endete das Event sein Ende mit dem Pölventrail (23km, 1.200 Höhenmeter).

Wer es nicht so hart mochte, konnte auch an einzelnen Etappen teilnehmen oder sich dem Gipfelmarsch zur Hohen Salve stellen.

Auf nach Söll

Meine Reise begann am Donnerstagmorgen mit der Bahn nach Kufstein. Hier holten mich Annett und Carsten, die ebenfalls starteten, am Bahnhof ab und wir fuhren gemeinsam zur Unterkunft in Söll. Diese war perfekt gelegen, denn in wenigen Minuten erreichten wir zu Fuß das „Veranstaltungsdorf“.

Raceday 1.0

Der Freitag begann mit einer Wanderung zum Gruberhof (Bergdoktor-Fans werden ihn kennen), bevor es direkt zur Startnummernausgabe ging. Die Location dafür war meines Erachtens ungeeignet, zu eng und schlecht organisiert. Dennoch hatten wir die Unterlagen und ein paar Goodies nach kurzer Wartezeit in den Händen und gingen zurück zur Unterkunft, um die Beine noch etwas hochzulegen.

Gegen 17:00 Uhr machten wir uns auf den kurzen Weg zum Start, wo bereits viel los war. Nach einem kleinen Warm-Up ging es auch direkt in die Startaufstellung.

Mein Söller Zehner

Nach dem Racebriefing erfolgte um 17:30 Uhr der Startschuss und ca. 430 Teilnehmer machten sich auf den Weg, die 3,3 Kilometerrunde um das Dorf dreimal zu absolvieren.

Das Streckenprofil war wellig und brachte ca. 100 Höhenmeter pro Runde auf die Uhr. Der Untergrund war ein Mix aus Asphalt und Schotter und lief sich sehr angenehm. Der erste Anstieg ließ nicht lange auf sich warten und so sortierte sich das Feld recht schnell. Ich bekam hier leider bereits muskuläre Probleme in der linken Oberschenkelrückseite, die mich das ganze Wochenende begleiten sollten. Trotzdem konnte ich die erste Runde in einem konstanten Rhythmus absolvieren. Die Sonne motivierte an diesem Tag, doch kühl war es schon jetzt. Die zweite und dritte Runde verliefen unspektakulär und so erreichte ich das Ziel am Dorfplatz nach 37:38 Minuten.

Post Race

Unmittelbar nach dem Ziel gab es die erste Medaille, bevor es zur sehr guten Zielverpflegung ging. Hier versorgte ich mich und trat dann den Heimweg an. Duschen und vor allem die Pflege für den Problemmuskel standen an erster Stelle. Auch Annett und Carsten hatten die zehn Kilometer bald absolviert und so gab es wenig später ein reichhaltiges Abendessen, um die Speicher für den anstehenden Marathon am Samstag zu füllen.

Raceday 2.0

Bereits um 6:00 Uhr war die Nacht vorbei, um dem Frühstück genügend Zeit einzuräumen. Bis 7:15 Uhr mussten die Kleiderbeutel für den Transport zur Mittelstation abgegeben sein, was wir in Anspruch nahmen. Anschließend ging es zurück zur Unterkunft, um nicht in der Kälte warten zu müssen. Vom Regen sollten wir verschont bleiben, doch die Temperaturen bewegten sich noch im niedrigen einstelligen Bereich. Pünktlich zum Briefing waren wir 7:50 Uhr wieder am Eventgelände.

Mein Kaisermarathon

Um 8:00 Uhr ertönte der Startschuss für die 375 Teilnehmer am Kaisermarathon. Zunächst führte die Strecke auf einer großen Schleife um das Dorf, bevor wir das Startareal nach ca. acht Kilometern noch einmal passierten. Weitere fünf Kilometer führten über einen Mix aus Asphalt und Wanderwegen bis zum ersten ernsthaften Anstieg. Das Feld hatte sich hier bereits sortiert und entsprechend auseinandergezogen. Es folgte der anschließende Abstieg und nach gut 15 Kilometern ging es dann rauf zur Rübelzahnalm, ca. 800 Höhenmeter auf 7 Kilometer. Der Weg war gut laufbar, zog sich allerdings zum Ende hin. Ich kam für meine Verhältnisse gut voran und war froh um den folgenden Abschnitt, der sich nur leicht wellig weiterzog.

Erwähnt werden muss die tolle Aussicht, die man hier oben genießen konnte und die schön gestaltete Strecke um Seen und durch eine Alm.

Nach 26 Kilometern folgte der einzige lange Abstieg, der sich, von einem kurzen Gegenanstieg unterbrochen, bis nach Hexenwasser hinzog. Hier sorgte ein  Stimmungsnest für Motivation und ein Verpflegungspunkt für Kraft für den härtesten Teil der Strecke. Zunächst ging es über einen Skihang weglos steil nach oben, gefolgt von einem etwas weniger steilen Anstieg, bevor die letzten Kilometer nochmal alles von den Teilnehmern abverlangten und zur Hohen Salve führten. Den Großteil dieser Kilometer musste ich gehend überwinden doch ich kam stetig voran.

Ziemlich platt erreichte ich das Ziel an der Bergstation der Hohen Salve nach 4:20:08.

Post Race

Auch hier gab es ein sehr gutes und reichhaltiges Buffet, nachdem ich meine Medaille in Empfang nahm. Zudem erhielten alle Finisher ein Shirt zur Erinnerung an diesen Lauf. Lang hielt ich mich aufgrund der kühlen Temperaturen nicht auf und nahm die inkludierte Bergbahn hinunter zur Station Hexenwasser. Hier erhielt ich meinen Kleiderbeutel und konnte zumindest in trockene Kleidung wechseln. Weiter ging es mit der nächsten Bergbahn zur Talstation Söll und von dort zu Fuß zur Unterkunft, um heiß zu duschen. Überraschenderweise war Annett bereits in der Wohnung, sie musste aufgrund der noch nicht ganz verheilten Folgen eines Radsturzes aus der Vorwoche leider abbrechen und konnte das Event nicht fortsetzen. Carsten finishte seinen Marathon später am Tag bei herrlichen Sonnenschein.

Raceday 3.0

Zum Abschluss stand am Sonntag der Pölventrail auf dem Programm. Das Wetter sollte wechselhaft aber vor allem kalt werden. Maximal 5 Grad waren vorhergesagt und Regen nicht ausgeschlossen. Nicht die besten Voraussetzungen nach einer durchregneten Nacht, um 23 Kilometer über wurzelige Trails und schlammige Wiesen zu laufen.

Carsten und ich verließen die Unterkunft nach dem Frühstück gegen 8:45 Uhr, um pünktlich zum Briefing im Startbereich zu sein. Auf einen Kleiderbeutel verzichteten wir, da der Weg zur Unterkunft nach dem Lauf nicht weit war.

Mein Pölventrail

Pünktlich um 9:00 Uhr ertönte der Startschuss und 450 Teilnehmer setzten sich in Bewegung auf die letzte große Runde des Wochenendes.

Kurz nach dem Start führte ein erster sanfter Anstieg auch bald auf den ersten Schotterweg, der zunächst noch gut laufbar war, aber bald auf eine fies schlammige Wiese mündete, wo das Laufen kaum möglich war. Es folgten vier mehr oder weniger gut laufbare Anstiege inklusive dazugehöriger Downhills, wobei sich einfache Forst- und Wanderwege mit wurzeligen Trails und Wiesen abwechselten. Für mich ging es an diesem Tag eher zäh voran, insbesondere die Wurzeltrails und steilen Abschnitte machten mir zu schaffen. Ein Highlight wartete nach ca. 14 Kilometer auf die Läufer. Hier ging es durch einen Steinbruch, an dessen Eingang eine Kapelle spielte und uns motivierte. Das war auch bitter nötig, denn kurz darauf folgte der längste und härteste Anstieg des Tages. Knapp 4 Kilometer führte ein Trail steil nach oben. Der Untergrund wechselte dabei mehrfach und über die Wurzeln kam ich nur noch langsam voran. Am Gipfel angekommen war es für mich noch nicht vorbei, denn auch der erste Kilometer nach unten führte über steile, rutschige Wurzeltrails und bremste mich aus. Nach knapp 20 Kilometern war das Gelände endlich wieder laufbar und ich legte nochmal einen Endspurt ein. So erreichte ich das Ziel im Dorfzentrum nach 2:19:18.

Post Race

Auch am dritten Tag gab es die wohlverdiente Medaille und ein abwechslungsreiches Zielbuffet. Highlight war hier für mich ein wirklich guter Apfelstrudel. Nach kurzer Stärkung ging es zurück zur Unterkunft unter die heiße Dusche.

Nach kurzem Aufwärmen begleitete ich Annett nochmal zum Ziel, um Carsten zu empfangen. Auch er hatte es geschafft und finishte alle drei Läufe des Wochenendes.

Ein fader Beigeschmack

Leider gab es bei der Veranstaltung auch ein Thema, das in meinen Augen nicht vorbildlich gelöst wurde: Die Pflichtausrüstung.

Auf der Homepage fand sich im Vorfeld die Information, dass zum Kaisermarathon eine Pflichtausrüstung bestehend aus „Traillaufschuhen und einem Rucksack gefüllt mit Regenjacke, Handschuhen, Mütze, Telefon, Trillerpfeife und Rettungsdecke“ erforderlich sei. Kontrolliert wurde dies nicht und in der Startaufstellung waren erstaunlich viele Teilnehmer zu sehen, die ohne jegliche Ausrüstung ins Rennen gingen. Das zeugt nicht gerade von fairen Sportsgeist einiger Teilnehmer und selbst wenn der Veranstalter die Ausrüstung nicht detailliert kontrolliert, sollten solch auffällige Verstöße erkannt und geahndet werden.

Zudem postete der Veranstalter am Samstagabend auf den Social-Media-Kanälen, dass die Pflichtausrüstung auch für den Sonntag gilt. Diese kurzfristige Ankündigung trifft leider Teilnehmer hart, die nur am Sonntag teilnehmen und aufgrund fehlender vorheriger Informationen diesbezüglich gar kein Material dabeihatten. Das war aber letztendlich egal, denn noch mehr als am Samstag waren hier Teilnehmer ohne jegliche Ausrüstung am Start. Es war umso unverständlicher, da der Veranstalter im Briefing zehn Minuten vor Rennstart nochmal explizit darauf hinwies.

Diese Inkonsequenz und Ungleichbehandlung hat im fairen Laufsport nichts zu suchen. Der Veranstalter sollte sich hier ernsthaft hinterfragen und für künftige Austragungen entweder auf den Begriff „Pflichtausrüstung“ verzichten oder die Pflicht für alle verbindlich machen und die Ausrüstung zumindest stichprobenartig kontrollieren.

Fazit

Die Tour de Tirol ist ein großartiges Event, das grundsätzlich gut organisiert ist, auf tollen Strecken stattfindet und den Teilnehmern einiges abverlangt. Die Versorgung unterwegs und im Ziel ist super und auch die Stimmung kann sich sehen lassen. Kleine Finishergeschenke und die drei Medaillen belohnen für die Anstrengungen. Lediglich die im letzten Absatz angesprochene Ungleichbehandlung ist ein absolutes No-Go, an dem der Veranstalter dringend etwas ändern sollte.

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