World wide running by Enrico

Ein teuflischer Berglauf – Inferno Halbmarathon

Bei meinem letzten Aufenthalt am Campingplatz Jungfrau in Lauterbrunnen wurde ich auf den Inferno Triathlon und den in diesem Rahmen ausgetragenen Inferno Halbmarathon aufmerksam. 21,1 Kilometer von Lauterbrunnen auf das Schilthorn, eine Höhendifferenz von knapp 2.200 Metern, das klang spannend. Am 16. August 2025 stand ich nun selbst an der Startlinie für den „teuflischen Berglauf“ im Berner Oberland.

Der Inferno Triathlon

Der Inferno Triathlon wurde 1998 ins Leben gerufen. Insgesamt 5.500 positive Höhenmeter verteilen sich auf die Disziplinen Schwimmen (drei Kilometer im Thuner See), Rennrad nach Grindelwald (97 Kilometer, 2.145 Höhenmeter), Mountainbike nach Stechelberg (30 Kilometer, 1.180 Höhenmeter) und Berglauf zum Schilthorn (25 Kilometer, 2.175 Höhenmeter). Bereits vorher gab es in der Region einen beliebten Berglauf und so ist es nur konsequent, dass auch der Halbmarathon weiterhin fester Bestandteil des Eventwochenendes ist.

Da ich persönlich kein Fan des Schwimmens bin und auch technische Mountainbike Passagen nichts für mich sind, meldete ich mich schließlich für den Inferno Halbmarathon an. Die Tatsache, dass es fast ausschließlich aufwärts geht und nicht mit technischen Downhills zu rechnen war, klang verlockend.

Ein langes Wochenende in der Schweiz

Meine Reise begann bereits am Donnerstagnachmittag. Direkt von der Arbeit reiste ich ins beschauliche, aber von Touristen überlaufene Lauterbrunnen. Glücklicherweise fand ich noch einen Stellplatz am Campingplatz Jungfrau, an dessen Toren der Halbmarathon startet. Den Freitag nutzte ich für eine sehenswerte Wanderung nach Wengen. Anschließend legte ich die Beine hoch, denn der Lauf fand bereits am Samstag statt.

Raceday

Der Start direkt vor der „Haustür“ hatte den charmanten Vorteil, dass ich quasi Ausschlafen konnte und dennoch Zeit für ein gutes Frühstück hatte. Auch die Startunterlagen, welche ausschließlich am Veranstaltungstag zwischen 8:00 Uhr und 9:30 Uhr direkt am Campingplatz ausgegeben wurden, waren schnell empfangen.

Der Start erfolgte in drei Blöcken, in die sich die Teilnehmer anhand ihrer angestrebten Zielzeit selbst einordnen sollten. Ich wählte den ersten Startblock um 9:30 Uhr, welcher auch pünktlich auf die Strecke geschickt wurde.

Mein Inferno Halbmarathon

Zunächst führte die Strecke aus dem Campingplatz heraus auf die Hauptstraße durch Lauterbrunnen. Hier war es noch relativ flach, was zu einem hohen Tempo auf den ersten Kilometer führte. Ich ordnete mich irgendwo im Bereich um Rang zehn ein und versuchte, meinen eigenen Rhythmus zu finden. Nach gut einem Kilometer verließen wir die Hauptstraße und bogen auf den ersten Anstieg zur Grütschalp ein. Fünf Kilometer führte eine Forststraße den Wald hinauf, bevor der letzte Kilometer zur Alp auf einem wurzeligen Trail verlief. Nach sieben Kilometern hatten wir die ersten 700 Höhenmeter überwunden und ich fühlte mich noch relativ gut. Das Feld hatte sich bereits weit entzerrt und ich war die meiste Zeit allein unterwegs.

Die folgenden Kilometer verliefen über eine Schotterstraße mit nur geringer Steigung nach Mürren, auf der ein zügiges Vorankommen möglich war. In Mürren herrscht großartige Stimmung und wir passierten das Event Village im alpinen Sportzentrum nach gut 13 Kilometer. Auf dem weiteren Weg raus aus Mürren wurde es steil. Auf den letzten acht Kilometer waren noch knapp 1.300 Höhenmeter zu bewältigen. Daher war es nicht verwunderlich, dass es gleich steil bergan ging, zunächst noch auf Asphalt, bald aber auf einem Wanderweg. Rhythmisches Laufen war nur noch selten möglich, das Vorankommen beschränkte sich auf einen Mix aus Laufen und Steigen. Besonders herausfordernd war das in Anbetracht der Tatsache, dass Stöcke bei diesem Event nicht erlaubt waren. Also ging es mühsam den Berg hinauf. Der Wegzustand änderte sich zusehends in Schotter und grobe Steine. Das machte es nicht leichter, die großartige Aussicht ins Tal entschädigte aber an vielen Stellen. Dazu sorgten ausreichend und gut bestückte Verpflegungspunkte für die nötige Energie, um voranzukommen.

Eine kurze Gelegenheit zur Erholung erwartete uns nach 17 Kilometern, ein kurzer „Downhill“ lud zum Laufen und Durchatmen sein. Doch richtig hart empfand ich die letzten beiden Kilometer, die waren besonders steil und das Gelände felsig. Nach 2:23:59 erreichte ich schließlich als Siebtplatzierter das Ziel am Schilthorn.

Post Race

Nach dem Zieleinlauf musste ich einfach kurz die Aussicht genießen, bevor ich in die Bergstation der Schilthornbahn ging. Hier gab es die Zielverpflegung und die Rückgabe eines ersten Kleiderbeutels, in dem ich trockene und warme Sachen hinterlegte. Hier oben hatte es nur acht Grad und das war angesichts der sommerlichen Temperaturen im Tal schon unangenehm. Nach dem Umziehen ging es jedoch und ich konnte das Gipfelpanorama noch etwas genießen.

Als ich versorgt und ausreichend erholt war, nahm ich die nächste Seilbahn (im Startgeld inkludiert) nach Mürren. Im Event Village wartete mein großer Kleiderbeutel und vor allem eine warme Dusche auf mich. Ebenso gab es gute Versorgung in der Festwirtschaft und nach einiger Zeit trafen hier auch die ersten Finisher der Team Trophy ein. Das Gelände füllte sich, die Moderatoren versuchten, die Stimmung an der Strecke hochzuhalten, denn bald sollten auch die ersten Einzelstarter des Triathlons hier durchlaufen.
Ich blieb noch zur Siegerehrung des Halbmarathons, da ich meine Altersklasse als Drittplatzierter abschließen konnte.

Der Weg zurück nach Lauterbrunnen mit Bahn und Seilbahn war auch im Startgeld inbegriffen, aufgrund des hohen Personenaufkommens war diese Fahr allerdings wenig komfortabel und mit Wartezeiten verbunden.

Fazit

Der Inferno Halbmarathon kann zu Recht als teuflischer Berglauf bezeichnet werden. Die Strecke hat es in sich und ist wirklich fordernd. Allerdings ist sie auch ohne alpine Erfahrung machbar und so liegt der Anspruch vor allem in der körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit.

Die Organisation ist gut, das Preis- / Leistungsverhältnis geht in Ordnung und auch die Versorgung war super. Der große Kritikpunkt ist aber das Fehlen einer Finisher Medaille, hier wäre ein Erinnerungsstück schon wünschenswert gewesen.

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