Am 5. September 2025 fand in Lauf an der Pegnitz die fünfte Auflage des Fränkischen Backyard Ultra statt. Die perfekte Gelegenheit, mich endlich an einer solchen Veranstaltung zu versuchen.
Fränkischer was???
Das Format des Backyard Ultras existiert in dieser Art seit 2011. Die Teilnehmer müssen sich zu jeder vollen Stunde im Startbereich einfinden und dann innerhalb von 60 Minuten eine 6,706 Kilometer (4,167 Meilen) lange Runde absolvieren. Zur nächsten vollen Stunde müssen die Teilnehmer wieder am Start stehen und die nächste Runde beginnen. Hintergrund der ungewöhnlichen Distanz ist das Erreichen von genau 100 Meilen nach 24 Runden / Stunden. Das Ganze läuft so lange, bis nur noch ein Läufer eine komplette Runde innerhalb des Zeitlimits absolvieren kann.
Läufer, die aufgeben, werden mit einem DNF gewertet. Am Ende haben also grundsätzlich alle Starter, mit Ausnahme des Siegers, ein DNF zu verzeichnen.
Während der Runde ist das Verlassen der Strecke verboten. Ebenso dürfen die Teilnehmer während des Laufs nicht aktiv begleitet oder versorgt werden. Die Betreuung ist ausschließlich in den Pausen zwischen den Runden erlaubt.
Eine gute Renneinteilung und -taktik ist also unerlässlich, denn wer schneller läuft, hat länger Pause, ermüdet aber auch schneller… Darüber hinaus bedarf es einer guten Versorgung und insbesondere der mentalen Stärke, sich auf ein Rennen ohne fest definiertes Ziel einzulassen.
Auf nach Lauf an der Pegnitz
Ich reiste am Freitagmittag nach Lauf und erreichte den Veranstaltungsort gegen 13:30 Uhr. Hier hatten meine Vereinskollegen Andy und Daniel bereits einen Pavillon aufgebaut, der uns als Lager für die Pausen zwischen den Runden dienen sollte. Die Veranstaltungsfläche am Sportplatz des SK Heuchling war üppig bemessen, sodass alle Teilnehmer einen Platz finden konnten.
Nachdem ich meine Startnummer abgeholt hatte, traf auch Claudia ein, die mich während des Rennens hervorragend betreute.
Um 14:45 Uhr erfolgte ein kurzes Briefing, in dem der Veranstalter nochmal alle wichtigen Regeln zusammenfasste. Kurz darauf ertönte auch schon das Startsignal und 100 Teilnehmer machten sich auf die erste Runde des 5. Fränkischen Backyard Ultras.
Die Strecke
Gelaufen wurde auf einem Rundkurs, der pro Runde ca. 95 Höhenmeter aufwies. Die Strecke war gut laufbar, an einigen Stellen verlangten Wurzeln und Unebenheiten jedoch erhöhte Aufmerksamkeit. Dies war insbesondere nachts eine ziemliche Herausforderung. Insgesamt war der Kurs abwechslungsreich und kurzweilig gestaltet.
Runde eins…
Die erste Runde lief ich mit Andy zusammen. Wir wollten ein moderates Wohlfühltempo laufen, um die Runde kennenzulernen. Das gelang uns nach subjektivem Empfinden ganz gut, allerdings lief der Rest des Feldes noch langsamer. Ich zweifelte kurz an der Taktik, beschloss aber, im Wohlfühlbereich zu bleiben und mich nicht von anderen beeinflussen zu lassen.
Am Ende der Runde standen ca. 39 Minuten auf der Uhr, was mir etwas zu schnell erschien. Ich legte für mich fest, dass Tempo noch etwas zu drosseln und peilte Rundenzeiten von über 40 Minuten an. Ich suchte mir zudem Abschnitte auf der Strecke aus, die ich in den folgenden Runden gehend zurücklegen wollte, um Kräfte zu sparen. Das klappte tatsächlich ganz gut.
Im Ziel empfingen uns Veranstalter und Zuschauer mit Applaus und ich begab mich direkt zum Pavillon, um die Beine hochzulegen und mich zu versorgen.
Weiter geht’s
Um 15:57 Uhr ertönten drei Pfiffe aus einer Trillerpfeife, das Signal, dass es in drei Minuten auf die nächste Runde geht. Es folgten im Minutentakt zwei und schließlich ein Pfiff und dann das Startsignal. Ich wusste noch nicht, wie traumatisierend dieses Signal im weiteren Verlauf werden würde und so begab ich mich ruhig zum Start.
Die zweite Runde verlief ähnlich der ersten, ich hielt mich an meinen Tempoplan und lief erneut mit Andy. Die Runde verflog förmlich und nach knapp 41 Minuten war ich erneut im Ziel.
Es folgten weitere, noch unspektakuläre Runden. Das Wetter hielt glücklicherweise und wir blieben von Regen verschont. So musste ich erst in der fünften Runde um 19 Uhr eine Windjacke überziehen, da die Temperaturen fielen.
Atemlos durch die Nacht…
Gegen 20 Uhr begann die Abenddämmerung, also wurde es Zeit für die Stirnlampe. Die Strecke war zwar inzwischen gut bekannt, doch mit einbrechender Dunkelheit galt es, besonderes Augenmerk auf die Abschnitte mit Wurzeln und Unebenheiten zu legen. Lieber etwas langsamer vorankommen, als die Gefahr einer Verletzung in Kauf nehmen.
Mit Untergang der Sonne sanken auch die Temperaturen schlagartig. Für Runde sieben wechselte ich daher das Outfit. Frische, trockene Bekleidung tat nach sieben Stunden Laufen wirklich gut. Es wurde auch Zeit, für ein neues Paar Schuhe. Mit Ende dieser Runde war die Marathondistanz überschritten. An der Stelle sah man auch zum ersten Mal, dass sich die Größe des Feldes reduzierte.
Als ich nach dieser Runde ins Ziel lief, waren Sandra und Markus zur Unterstützung vorbeigekommen und hatten Pizza für unser Team dabei. Eine Stärkung zur richtigen Zeit, bevor es in die kalte, dunkle Nacht gehen sollte. Die achte Runde lief entsprechend gut und ich war kurzzeitig motiviert, doch bald sollte sich herausstellen, dass dies kein Dauerzustand war.
Mit Ende der zehnten Runde verließ uns Andy, der diesen Ausstieg so geplant hatte. Nach einer dreiwöchigen Sportpause und nur kurzem Training vor dem Event ist es eine respektable Leistung gewesen, überhaupt 10 Runden und damit gut 67 Kilometer durchzuhalten.
Für Daniel und mich ging es weiter. Das nächste Ziel sollten 15 Runden sein, was 100 Kilometern entspricht. Doch das angekündigte Tief setzte kurze Zeit später bei mir ein. An das Laufen in der Dunkelheit hatte ich mich gewöhnt, doch die Kälte und Feuchtigkeit machten mir zu schaffen. Mit jeder Runde fror ich ein wenig mehr und die feuchte Nachtluft sorgte dafür, dass die Kleidung, die ich in der Pause zum warmhalten überzog, nicht mehr trocken wurde. Ich kühlte also mehr und mehr aus. Allein der Zuspruch und die Betreuung von Claudia hielten meine Stimmung hoch und so machte ich mich wieder und wieder auf den Weg in eine neue Runde. Es entwickelte sich eine Routine von Laufen, Essen, Trinken, kurz Ruhen und dann das gleiche von vorn. Die Trillerpfeife, die Runde für Runde zum Aufbruch pfiff wurde spätestens jetzt zum Hassobjekt…
Um fünf Uhr morgens ertönte dann der langersehnte Pfiff in die 15. Runde, nach deren Ende wir die 100 Kilometer absolviert hatten. Ein Meilenstein war erreicht und die Morgendämmerung sollte nun nicht mehr lange auf sich warten lassen…
Guten Morgen liebe Sorgen…
Beim Start in Runde 16 freute ich mich auf den Sonnenaufgang, doch stattdessen begrüßte uns der Tag mit dichtem Nebel. So wurde es zwar hell, kalt und feucht blieb es aber weiterhin… Die Vorhersage versprach Besserung und gegen acht Uhr zeigte sich endlich die Sonne.
Um neun Uhr kündigte Daniel an, dass er sich auf seine letzte Runde machen würde. Er nahm sich vor, kurz vor Ablauf der 60 Minuten ins Ziel zu kommen und keine weitere Runde in Angriff zu nehmen. Ich bedauerte das zwar, konnte ihn aber durchaus verstehen.
Für mich sollte das ganze noch etwas weiter gehen, schließlich war mein persönlich gesetztes Ziel von 24 Runden jetzt in greifbarer Nähe. Obwohl ich die Belastung der letzten Stunden nun durchaus spürte, kam ich noch immer gut voran und konnte weiterhin einen konstanten Rhythmus laufen. Die Pausen fühlten sich subjektiv immer kürzer an, doch durch die Betreuung hatte ich Zeit, die Beine hochzulegen und mich zu versorgen. Um 14 Uhr ertönten erneut die Pfiffe die zum Start aufriefen und ich begann meine 24. Runde, nach deren Ende die 100 Meilen absolviert waren. Auch diese Runde verlief körperlich gut, doch mehr machte mir eine andere Baustelle zu schaffen.
Alles Kopfsache?
Nach erreichen meines Zieles von 24 Runden fiel es mir unglaublich schwer, mich erneut an die Startlinie zu stellen. Mental fehlte mir an diesem Punkt die Stärke, ein neues Ziel zu definieren und einen Grund zu finden, weiterzulaufen. Die 25. Runde nahm ich noch in Angriff, doch bereits an diesem Punkt war innerlich die Entscheidung gefallen, dass ich das Rennen nach Abschluss dieser beenden werde.
Entgegen aller Aufmunterungsversuche von Claudia konnte ich mich dann absolut nicht mehr zu einer weiteren Runde durchringen und beendete mein Rennen nach 25 Runden / Stunden mit gut 167 Kilometern. Körperlich wären sicher noch einige Kilometer drin gewesen, doch den mentalen Einfluss auf den Rennverlauf hatte ich offensichtlich total unterschätzt.
Post Race
Nach meiner Aufgabe waren noch drei Teilnehmer im Rennen. Am Ende hatte der Sieger ganze 30 Runden absolviert.
Für mich folgte das Ritual, an der DNF Glocke zu läuten und mein Foto von der Pinwand der Teilnehmer abzunehmen. Ein letztes Mal bediente ich mich am tollen Buffet und dann begann der Abbau unseres Lagers. Als Erinnerung bleibt das Foto und, sehr passend, eine Trillerpfeife als Medaille…
Danksagung
An dieser Stelle ist mir wichtig, mich ganz herzlich bei Claudia für die überragende Betreuung zu bedanken. Die Hilfe bei der Versorgung und die moralische Unterstützung haben mir die Kraft gegeben, mich immer wieder aufzuraffen und eine weitere Runde zu laufen.
Ein weiterer Dank geht an alle, die an diesen Tagen mitgefiebert, dass Rennen verfolgt haben oder sogar für ein paar Minuten / Stunden vorbeikamen, um uns anzufeuern und zu motivieren.
Die Veranstalter seien gelobt für die super Organisation und die Freundlichkeit und Herzlichkeit an der Verpflegung, die kaum Wünsche offenließ.
Fazit
Der Fränkische Backyard Ultra war eine sehr spannende Erfahrung. Das Rennformat unterscheidet sich stark von allem, was ich bisher gelaufen bin. Insbesondere der Einfluss der mentalen Komponente war für mich eine interessante Erfahrung. Die tolle Organisation, die super Betreuung und die abwechslungsreiche Strecke sorgten dafür, dass ich trotz aller Anstrengungen Spaß hatte.
Ich kann ein Rennen dieses Formats nur wärmstes empfehlen. Aufgrund der nicht besonders langen Runden ist es grundsätzlich für jeden geeignet, egal ob Laufanfänger oder ambitionierter Läufer, der seine Grenzen testen will.


















